Geschichte der Genezareth-Kirche

  Bau- und Finanzierungsplanung
1873 wurden Verhandlungen seitens des Landratsamtes aufgenommen, um endlich den Bau einer eigenen Kirche in Erkner zu ermöglichen, aber zunächst ohne Erfolg. Auch spätere Bemühungen führten nicht zum Ziel.

1893 gründete Emilie Spindler eine „Frauenhilfe für Kirchbau“ und es wurden mit viel Engagement durch Lotterie und Theatervorstellungen ca. 9.000 Mark gesammelt. Dieses Kapital wurde durch eine großzügige Spende des Klavierfabrikanten und Kommerzienrates Carl Bechstein aufgestockt. Er schenkte der Gemeinde das Baugrundstück. Auf dem Grundstück befand sich vorher eine Mühle, die aber abbrannte. Deshalb stand der Bauplatz zur Verfügung, wo sich noch heute die Kirche und das Gemeindezentrum befinden.

Auf Bitten der Kirchengemeinde vom 15. Juni 1895 übernahm am 2. Juli 1895 die damalige Kaiserin Auguste Viktoria (wegen ihres großen Engagements für den Bau von Kirchen im Volksmund "Kirchen-Guste" genannt) die Schirmherrschaft für den Kirchbau.

Von nun gingen die Planungen zügig voran. Am 18. Juli 1895 wurde unter dem Vorsitz des Amtsvorstehers von Busse und Pfarrers Lamprecht aus Woltersdorf ein Kirchenbauverein gegründet, der sofort eine geschäftige Tätigkeit entfaltete.
Am 8. Dezember 1895 wurde nach einem von General-Superintendent Dryander im Brodt’schen Gesellschaftshaus in Erkner gefeierten Gottesdienst von den vollzählig versammelten Mitgliedern der politischen und kirchlichen Gemeinde, den Vertretern der Kaiserin und der Staats- und Kirchenbehörden einstimmig beschlossen, unverzüglich mit den Vorbereitungen zum Kirchenbau zu beginnen. Die Grundsteinlegung wurde für den 4. Mai 1896, die Einweihung für den Herbst 1897 geplant.
Mit der Ausführung der Pläne und der Bauleitung wurde der Geheime Regierungs- und Baurat von Tiedemann beauftragt. Er legte die Pläne dem Kaiser und der Kaiserin vor, die sie genehmigten. Am 28. April 1896 wurde mit dem Bau begonnen. Die Bauausführung lag in den Händen des Regierungsbaumeisters Leibnitz.
Die Kirche sollte als neogotischer Backsteinbau mit einem Sockel aus Rüdersdorfer Kalksteinen in roten Ziegeln mit dreispitzigem Turm ausgeführt werden und 700 Sitzplätze erhalten.   Die Finanzierung des Baus mit den veranschlagten 100.000 Mark stellte sich als außerordentlich schwierig dar. Im Genezareth-Boten ist diese umfangreiche Aufstellung überliefert:
„Der Bau in seiner reichen Ausführung ist nur durch die zahlreichen Spenden und Stiftungen, die dem Baufonds von allen Seiten zugeflossen sind, ermöglicht worden. Der Kaiser bewilligte ein Gnadengeschenk von 20000 Mk., die Kaiserin schenkte 5000 Mk. und eine kostbare Altarbibel mit eigenhändiger Inschrift, beide den Erzengel Michael in getriebenem Kupfer (2550 Mk.), sowie ein großes Wappenfenster. Der Geheime Kommerzienrat Bechstein schenkte die Baustelle (ca. 20000 Mk.), 7000 Mk. in bar und die Orgel mit Gehäuse (5000 Mk.) ; die drei Söhne Edwin, Karl und Johannes Bechstein schenkten das große Geläut nebst Glockenstuhl (8000 Mk.) und je ein großes Kirchenfenster (400 Mk.). Die politische Gemeinde Erkner spendete für die Kirche 20000 Mk., die Kirchengemeinde Rosental (Superintendent Schelck) 10000 Mk., die Provinzial-Kollekte 9000 Mk., die Dreifaltigkeitskirche in Berlin 1000 Mark zur Turmuhr, die Frauen-Vereinigung zu Erkner sammelte 7000 Mark zum inneren Ausbau; der Kirchbauverein zu Erkner 2000 Mark. Die Teerprodukten-Fabrik in Erkner schenkte den Altar (2000 Mk.), Rentier Kaun in Berlin die Kanzel (600 Mk.), Baumeister Karl Schäfer nebst Gemahlin in Berlin den Taufstein (200 Mk.), Amtsvorsteher v. Busse und dessen Ehefrau Adelheid geb. Freiin v. Knobelsdorf das Chorfenster (1000 Mk.). An der Stiftung der großen Wappenfenster sind beteiligt: v. Levezow, Graf Zieten-Schwerin, Freiherr von Mirbach, Freiherr v. Troschke, v. Wedel, Freiherr v. d. Golz, v. Hardt, v. Waldow; je ein kleines Wappenfenster stifteten Graf Redern, v. Beltheim, v. Tiedemann, und Leibniz. Ferner sind als Stifter von Kirchenfenstern zu nennen: Die Kirchenältesten Schelck, Beck, Moldenhauer und Spindler, dann noch die Brüder Edwin, Karl und Johannes Bechstein in Berlin, Fratsche in Berlin, Familie Ludwig Boeckler in Erkner, Familie Reinhold Biskow in Erkner, Oppenheim in Hennickendorf, Ernst Schäffer in Berlin, Leporello Müller in Berlin, Heinrich Heider und Gemahlin in Berlin, K. W. Eger in Berlin, Otto Bittali in Offenburg, Wichmann in Erkner und Wiegmann in Erkner. Der große Kronleuchter ist ein Geschenk Siber in Erkner, drei kleinere auf den Emporen von Louis Raveuée in Berlin und eine Krone in der Hauptvorhalle von Thomas in Erkner. An Altar-, Kanzel- und Taufsteindecken erhielt die Kirche: eine schwarze Altar- und Kanzeldecke von Frau Krasa geb. Bechstein, Frau Karl Bechstein und Frau Johannes Bechstein in Berlin, eine rote Altardecke von Frau Dr. Sarnow in Erkner, eine rote Kanzeldecke von Frau Lirau, die, violette Altar- und Kanzeldecke von Frau Lamprecht, die grüne von Frau Liskow und einigen anderen Damen in Erkner, die leinenen Altartischdecken von Frau Kelling in Erkner und von Frl. Maurer, dazu selbstgeklöppelte Spitzen von Frau Rill, zwei goldgestickte Sammetkissen für Trauungen von Frau Zschech, eine Taufsteindecke von Frau Keßner, eine Kanzeldecke von Frl. Rathmann, Frl. Kurfiß und Frl. Schmidt. An Altargräten erhielt die Kirche von Herrn Keßner in Erkner einen Abendmahlskelch, von Herrn Peters in Erkner zwei silberne Leuchter. Die Taufschüssel und verschiedene andere Geräte schenkte Herr Tade in Berlin. Als namhafte Geschenke sind noch zu nennen: Das Model zum Erzengel Michael von Moritz Wolff und die Modelle zu den drei Altarfiguren von Riegelmann, endlich 100 Wachskerzen zur Kirchenbeleuchtung am Tage der Weihe von Pfarrer Lamprecht.

An Auszeichnungen haben erhalten Geheimrat Bechstein den Kronenorden 3. Klasse, Regierungsbaumeister Leibnitz und Superintendent Schelck das Bildnis der Kaiserin mit einen Handschreiben, Pastor Lamprecht eine hübsche Porzellanschale, Gemeindevorsteher Peters eine goldene Nadel mit dem preußischen Wappen und einen wertvollen Rubin, Maurerpolier Kliesche das Allgemeine Ehrenzeichen in Silber, Bildhauer Riegelmann, Schlossermeister Thomas, Maurergeselle Großmann, Zimmerpolier Kalisch und Zimmergeselle Haase je eine goldene Nadel mit dem Handwerksabzeichen. – Frau Geheimrätin Bechstein erhielt die silberne Verdienstbrosche am weißen Bande, die Tochter des Pastors Lamprecht eine goldene Brosche. Genezareth-Boten Nr. 9, 1926

Grundsteinlegung am 4. Mai 1896
Am Montag, dem 4. Mai 1896, fand die Grundsteinlegung der Kirche statt. Die Festrede hielt General-Superintendent Dryander über 1. Kor. 3,11: „Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“
In den Grundstein wurde eine kupferne Büchse vermauert, in die u.a. die auf Pergament geschriebene und von der Kaiserin unterzeichnete Stiftungsurkunde, aktuelle Zeitungen und einige Münzen gelegt worden waren. Klempnermeister Spindler verlötete die Büchse, Pfarrer Lamprecht versenkte sie in den Grundstein mit den Worten: „Lobe den Herrn, meine Seele“, Bildhauer Pohl hob den Steindeckel darauf und Maurermeister Kurfiß vermauerte ihn. Der Stein ist 40 Zentimeter breit, 75 Zentimeter tief und 50 Zentimeter hoch. Von den maßgeblichen Persönlichkeiten wurden die üblichen drei Hammerschläge vollzogen. Kelle und Hammer waren vom Schlossermeister Thomas würdig ausgestattet und trugen in gotischer Schrift das Datum: 4. Mai 1896.

Richtfest am 22. Oktober 1896
Die Arbeiten gingen schnell voran. In kurzer Zeit waren die Fundamente gelegt, der Rohbau wurde bis Mitte September fertig gestellt und am 22. Oktober 1896 konnte Richtfest gefeiert werden. Der weitere Ausbau wurde im Sommer 1897 fortgesetzt und dauerte bis zum Tag der Einweihung. Bei der Bauausführung waren größtenteils in Erkner ansässige Handwerksmeister tätig:
Die Maurerarbeiten von Kurfiß, die Steinmetzarbeiten von Pohl, die Verblend- und Formsteine von den Siegersdorfer Werken, die Zimmererarbeiten von Bruchmann, die Klempnerarbeiten von Spindler, die Schlosserarbeiten von Thomas, die Tischlerarbeiten von Rill, die dazu gehörigen Holzschnitzarbeiten von Böse, die Dachdeckerarbeiten von Neumann und die Malerarbeiten von Leuschner.

Einweihung am 24. Oktober 1897
Nach nur 18monatiger Bauzeit konnte die Kirche am 24. Oktober 1897 eingeweiht werden. Am Festgottesdienst nahm die Kaiserin in Begleitung des Prinzen Friedrich Heinrich teil.
Die Weiherede hielt General-Superintendent Dryander über Matthäus 14,27 und 33: „Seid getrost, ich bin es, fürchtet euch nicht. Die aber im Schiff waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist Gottes Sohn.“ In seiner Predigt äußerte er den Wunsch, dass durch dieses Haus allezeit der Geist Gottes wehen und ihm nie sein schönster Schmuck – die Gemeindeglieder – fehlen möge.
   
  Wiedereinweihung am 4. Mai 1958 - Sonntag Kantate
So spannend, wie die gesamte Bauzeit war, blieb es bis zur letzten Minute. Lieferscheine belegen, dass förmlich bis zuletzt gearbeitet wurde. Noch am Samstag half die Gemeinde die Kirche und den Kirchvorplatz zu säubern. Die Junge Gemeinde schaffte unter anderem Stühle herbei, damit ausreichend Sitzplätze geschaffen werden konnte.
Als dann alles fertig gesäubert war, der Teppich und der Läufer gelegt wurden und die Beleuchtung eingeschaltet wurde, waren alle erstaunt, wie schön die Kirche geworden war und wie harmonisch der Gesamteindruck des Kirchenschiffes mit dem Altarraum, den bleigefassten Kirchenfenstern und der Beleuchtung wirkte.

Zum feierlichen Akt der Einweihung hatten sich um 15 Uhr hunderte Gemeindeglieder eingefunden. Die Kirche mit mehr als 600 Sitzplätzen konnte die Masse der Menschen nicht aufnehmen, obwohl viele dicht gedrängt in den Gängen und im Vorraum standen.
Vor dem Luthersaal, der der Gemeinde bisher als Gottesdienstraum diente, hielt Pfarrer Deysing eine kurze Andacht. Dann formierte sich ein Zug aus Kirchenältesten und geladenen Gästen hinüber zur Kirche. Vor der Kirchentür erfolgte die Schlüsselübergabe durch den Architekten Kowohl an Generalsuperintendent Braun, der sie an dem Ortspfarrer übergab.
Pfarrer Deysing öffnete die Türen der Kirche mit dem Bibelwort: "Herr ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt." Es folgte der feierliche Einzug in die Kirche.
In seiner Weihepredigt über das Wort "Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder" brachte Generalsuperintendent Braun seinen Dank und sein Lob über das, was mit Gottes Hilfe hier in Erkner geschaffen worden ist zum Ausdruck.
Die Bauabnahme durch die staatliche Behörde erfolgte allerdings erst im August. Ende des Jahres 1958 bekam die Kirche mit dem Ausbau der Sakristei und allen Nebenräumen ihr heutiges Aussehen.
 

 

   

Turmsanierung und Rekonstruktion

Bei einer holzschutztechnischen Untersuchung der Kirche im Jahre 1996 wurden nicht nur massive Schäden an der Holzkonstruktion des Kirchenschiffes durch eindringendes Wasser sondern auch in den unteren beiden Etagen des Turmes festgestellt. Außerdem waren diese durch den Holzbockkäfer stark befallen.

Bei näheren Untersuchungen zwei Jahre später stellte sich heraus, dass eine Erneuerung von Teilen der Balkenkonstruktion, der Schalung unumgänglich waren.
Darüber hinaus hatten sich wiederholt Schieferplatten aus der Turmeindeckung gelöst, was zunehmend eine Gefahr darstellte. Die feuerverzinkten Nägel die 1951 zur Befestigung der Platten verwendet wurden, waren inzwischen stark verrostet.

Am 5. November 1998 beschloss der Gemeindekirchenrat deshalb die Ausführung der erforderlichen Sanierung des Kirchturms sowie die damit verbundene genaue Begutachtung durch Fachfirmen und das Einholen eines Kostenvoranschlages.

Das Bauvolumen wurde vorsichtig auf ca. 300.000 D-Mark geschätzt, was aus den Haushaltmitteln der Gemeinde nicht zu realisieren und nur mit finanzieller Unterstützung und Spendengeldern möglich war.

Grundlage für eine Baubegleitung bildete der Architektenvertrag mit dem Ing.-Büro "RoBi-Plan GmbH" - vertreten durch Herrn Dumitsch. Kirchenaufsichtlich genehmigt und geprüft wurde der Vertrag am 29. Juli 1999 durch das Konsistorium der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg.
Darin wurde der Aufwand mit 270.000 D-Mark bemessen.

Der Finanzierungsplan sah wie folgt aus:
Kirchenkreis Fürstenwalde Strausberg 10.000 DM
Zuwendung der Landeskirche 150.000 DM
Baubeihilfe 40.000 DM
Spenden der eigenen Gemeinde 70.000 DM

Mit großem Engagement und vielfältiger Öffentlichkeitsarbeit wurden nicht nur die Gemeindeglieder, sondern alle Erkneraner aufgerufen, zur Sanierung "ihres“ Kirchturmes beizutragen.
Zum Heimatfest am 5. Juni 1999 waren erstmals nicht nur die Türen der Kirche geöffnet; alle Besucherinnen und Besucher waren auch eingeladen, sich bei einer Turmbesteigung vom Zustand ihres Wahrzeichens zu überzeugen. Über das gesamte Vorhaben wurde auch in der Tagespresse ausführlich berichtet.

Mit dem Aufstellen des Gerüstes begannen am 2. August 1999 die Arbeiten. Da sich bei den Untersuchungen herausgestellt hatte, dass auch eine Generalüberholung des Räderwerkes und des Zifferblattes der Turmuhr, Reparaturen an der Blitzschutzanlage, am Gesims sowie eine Sicherung der Glockenanlage nötig sind, sollten diese Arbeiten gleichzeitig mit ausgeführt werden.

Einige Schäden wurden erst im Laufe des Baufortschrittes sichtbar, so zum Beispiel an der Kugel auf der Spitze des Turmes. Offensichtlich im Krieg durch ein Projektil getroffen, konnte Feuchtigkeit in die Kugel und weiter zum sogenannten Kaiserstil eindringen. So wurde die Kugel abgenommen und am 16. September 1999 nach 102 Jahren feierlich geöffnet. Leider hatte die Beschädigung an der Kugel zu gravierenden Zerstörungen des dokumentarischen Inhalts geführt.

Die Montage des neuangefertigten 5 Meter langen und 150 Kilo schweren Kaiserstiels (oder "Helmstange", das ist die Spitze einer Kirchturmkonstruktion) und einer neu angefertigten Vorrichtung zum Halt der Kugel und des generalüberholten Kreuzes leitete Mitte Oktober den Bauabschluss ein. Mit einer feierlichen Andacht in der Kirche wurde am 25. Oktober 1999 eine Kupferkassette mit aktuellen Zeitdokumenten gefüllt. Zwei Tage später waren auch das Kreuz und die Kugel auf der Spitze montiert und ebenso der kupferne Hahn, der bei einem Orkan im November 1972 herabgestürzt war.

Gleichzeitig konnten auch das restaurierte Zifferblatt und die Zeiger wieder ins Mauerwerk eingesetzt werden. Die Überarbeitung der Glockenanlage wurde im Januar 2000 abgeschlossen.

Da im Dachstuhl wiederholt Dohlen und Falken brüteten, beschlossen Gemeinde und die Naturschutzbehörde des Landkreises lenkend einzugreifen. Damit die Vögel mit ihren Exkrementen dem sanierten Turm keine Schäden zufügen, wurden in der Holzwerkstatt des Diakonischen Werkes in Neuzelle sechs Kästen angefertigt und in den Turmgauben als Nisthilfen eingebaut.

Übersicht über die einzelnen Gewerke:
Firma Spiekermann Gerüstbau
Firma Kulke Dachdecker
Firma Minzlaff Zimmerer
Firma Wendlandt Blitzschutz
Firma Kaltwasser Putzarbeiten
Firma Bittner Zifferblatt und Glocken
Firma Melzer Formsteine

Am Sonntag, dem 31. Oktober 1999, konnte das Ende der Restaurierungsarbeiten mit einem Festgottesdienst gefeiert werden. Ein Turmblasen des Posaunenchores Wilhelmshagen-Rahnsdorf beendete das Fest am Reformationstag.

Besonderen Anlass zum Dank gab es für das Spendenergebnis. Durch verschiedene Aktionen wie Konzerte und Versteigerungen wurden insgesamt 68.612 DM gespendet.
31.10.1999 Beendigung der Turmsanierung
 

Sanierung des Daches und des Innenraumes im Jahre 2007

Bauplanung und Finanzierungsplanung
Fast 50 Jahre nach dem Wiederaufbau der Genezareth-Kirche musste das Dach des Kirchenschiffes erneuert und dessen Stahlkonstruktion überholt werden. An verschiedenen Stellen hatte es immer wieder durchgeregnet, etliche Notreparaturen konnten größere Schäden vermeiden. 2005 entstand jedoch in der Orgel ein Wasserschaden, wodurch die Dringlichkeit einer umfassenden Rekonstruktion unterstrichen wurde.

Im Frühjahr 2005 beschloss der Gemeindekirchenrat mit den Bauvorbereitungen zu beginnen und Gutachten über die notwendigen Sanierungsarbeiten einzuholen. Das Planungsbüro ALV aus Angermünde hat die Genehmigungsfähigkeit erarbeitet und die Gesamtkosten der Maßnahme ermittelt. Dabei wurde deutlich, dass in zwei Bauabschnitten geplant  und auch eine umfangreiche Sanierung des Innenraumes eingeplant werden muss. Es sollten Putzschäden, alte Wasserflecke und Risse an der Decke beseitigt werden, die Elektroinstallation erneuert und abschließend das komplette Kirchenschiff gemalert werden. Damit beliefen sich die Gesamtkosten auf 343.400 Euro.

Um die Finanzierung zu sichern, wurden die Arbeiten für das Jahr 2007 geplant. Es mussten nicht nur Anträge auf Fördermittel gestellt, sondern auch überlegt werden, wie der geplante Eigenanteil an Spenden in Höhe von 40.000 Euro aufgebracht werden kann. Für jeden bis Ende September 2006 gespendeten Euro würde die Stiftung KiBa (Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland) mit ihrer Aktion "Aus 2 Mach 3" 0,50 € dazu geben, also maximal 20.000 Euro.
Von nun an wurde versucht, mit vielen Aktionen dieses Ziel zu erreichen: Geburtstagskalender mit Fotos der Partnergemeinden, Domino-Tag im Rahmen des Heimatfestes, Regenschirm-Verkauf, 5-Euro Briefumschlag („Lassen Sie das Geld arbeiten, wuchern Sie mit ihren Fähigkeiten“), Straßenmusik, Benefizkonzerte, Turmblasen, Dia-Vorträge und mehr. Mit unzähligen großen und kleinen Beiträgen konnte am Ende eine Summe von 39.990 Euro und eine Zustiftung von 19.995 Euro erreicht werden.

Weitere Fördermittel wurden bewilligt durch:
Land Brandenburg aus Mitteln des Evangelischen Kirchenstaatsvertrages 83.000 Euro
Ev. Landeskirche 50.000 Euro
Deutsche Stiftung Denkmalschutz 20.000 Euro
BSI-Förderung des Landkreises Oder-Spree 26.500 Euro
Stadt Erkner 20.000 Euro
Ev. Kirchenkreis Fürstenwalde-Strausberg 30.000 Euro


Baustart
Mit einem feierlichen Auszug aus der Kirche mit Bibel, Blumen und Kindergottesdienstkerze in den Luthersaal, in dem bis zum Ende der Bauarbeiten die Gottesdienste stattfinden sollten, wurde am 15. April 2007 die Bauphase eingeleitet.
Anfang Mai wurde mit dem Rüstarbeiten an und in der Kirche begonnen. Besondere Aufmerksamkeit verlangte die Orgel, die zum Schutz vor Staub und Nässe eingehüllt wurde.

Am 25. Juni 2007 begannen die Dacharbeiten. Die Schieferdeckung gehörte zu den aufwändigsten Arbeiten, da jede Schieferplatte für die insgesamt rund 750 Quadratmeter große Dachfläche einzeln behauen und angepasst werden musste. Alle brauchbaren Schieferplatten wurden sortiert, nach Größe abgelegt und wieder verwendet.

Eine große Herausforderung an die ausführenden Firmen stellten die Entrostungs- und Korrosionsschutzarbeiten an der Stahlkonstruktion des Dachstuhles dar. Bei der Rekonstruktion in den 50er Jahren wurde dessen Statik sehr knapp bemessen und so musste beim Anbringen von Hilfsrüstungen besonderer Wert auf Arbeitsschutz gelegt werden. Gleichzeitig mussten einzelne Hölzer des Dachtragwerkes wegen Schädlingsbefalls ersetzt bzw. verstärkt werden.
Außerdem wurden bei dieser Gelegenheit Ausbesserungsarbeiten am Traufgesims bzw. am Putzspiegel sowie an den Fialtürmchen (von italienisch foglia, „Nadel“ oder Pinakel) durchgeführt, die bleiverglasten Fenster repariert und gereinigt, die Fensterlaibungen neu verputzt und neue Schutzgitter eingesetzt.

Bei der Sanierung des Innenraumes der Kirche wurde besonderer Wert darauf gelegt, sie unter Berücksichtigung denkmalschutztechnischer Vorgaben in ihrer Schlichtheit im Stil der 50er Jahre zu erhalten. Trotzdem sollte sie den aktuellen Bedürfnissen angepasst werden.
So wurde die gesamte Elektroanlage überholt und vor allem die Anzahl der Steckdosen erhöht. Für eine neue Beleuchtung im Altarraum und auf der Orgelempore wurden die Lampenauslässe ins Gewölbe geschnitten und Deckenstrahler angebracht, für das Installieren einer Sitzkontaktheizung und einer Schwerhörigenanlage wurden Kabel verlegt. Unter den Seitenemporen und der Orgelempore wurden Stromschienen angebracht, in die Spotscheinwerfer geklemmt werden können, um damit eine Nutzung der Wände für Ausstellungen möglich machen. Der Sandsteinboden im Altarraum, Kanzelsockel, Altar und Taufstein und der aus Sandstein bestehende Türrahmen wurden mit Heißdampf gereinigt.

Am 24. Oktober 2007, 110 Jahre nach der Einweihung der Kirche, wurden die Bauarbeiten abgeschlossen und die Gewerke zu einem Empfang eingeladen. Die Kinder der Kita "Am Kirchturm", die während der gesamten Bauzeit ihr Gelände nur eingeschränkt nutzen konnten, nahmen den Spielplatz wieder in Besitz. Eine Woche später am 31.Oktober 2007 konnte der Wiedereinzug gefeiert werden.

Architektur
Der neugotische, im Grundriß unsymmetrische und nach Westen ausgerichtete Kirchenbau erhebt sich giebelseitig zur Friedrichstraße, der Hauptstraße Erkners. Doch ist er deutlich aus der Straßenflucht zurückgesetzt und etwas erhöht gelegen. Der Baukörper besteht hauptsächlich aus Rüdersdorfer Kalkstein im unteren Teil und rotem Backstein im oberen Bereich. Neben der dem Vorplatz zugewandten Hauptfassade des Langhauses erhebt sich seitlich anschließend der Nordturm. Ein mit grauen Schiefer gedecktes Satteldach überspannt den Kirchenbau.  

Der nördliche Schaugiebel wird besonders geprägt durch das Zusammenspiel von dreierlei Materialien. Farblich kontrastierend wechseln sich Kalkstein, Ziegelmauerwerk und Putzflächen ab. Die historisierenden Anklänge an mittelalterliche Bauweise werden durch das kalksteinsichtige Sockelgeschoß ebenso eindrucksvoll umgesetzt wie durch die gotisierenden Maßwerkelemente im mittleren ziegelgemauerten Bereich und das durch schwarz/rot lasierte ziegelsichtige und vorgelagerte Wandpilaster dominierte verputzte Giebelfeld. In der Mitte des Ostgiebels befindet sich als Haupteingang ein backsteingerahmtes Doppelportal mit zwei Holztüren. Die mittig über dem Portal befindliche Putzblende wurde bis zur Kriegszerstörung durch eine Vollplastik des Erzengels Michael geschmückt. Über dem Portal befinden sich die dominierenden Maßwerkelemente des Giebels. Es handelt sich um als Putzblenden gearbeitete spitzbogige Drillingsfenster unter einem ebenfalls verputzten Vierpaß im Überfangbogen, an den beidseitig in der Größe der Drillingsfenster je eine weitere Putzblende grenzt. Seitwärts in der Fassade ist je ein kleinerer verputzter Fünfpaß als omamentale Zugabe. Die Ziegel einiger Bereiche dieses Schaubgiebels sind floral profiliert. Von Norden betrachtet gliedert sich die Fassade entsprechende den vier Jochen des Langhauses in vier Teile, von denen die beiden mittleren -etwas zurückgesetzt- durch ein Strebewerk getrennt sind. Östlich ist diese Zone begrenzt durch den Turm, westlich durch den im Erdgeschoß die Sakristei und auf Emporebene ursprünglich die Orgel enthaltenden Gebäudeteil mit einem Quersatteldach und Zwerchgiebel aus Ziegelmauerwerk. Das hierzu gehörige Emporenfenster ist als Rundfenster ausgebildet.

Von Süden ist das Langhaus durch fünf Strebepfeiler gegliedert, in deren unterem Bereich Kapellenanbauten hervortreten. Bis auf das östliche Joch ist das Mauerwerk von je zwei axial angeordneten Drillingsfenstem unterbrochen. Zwischen den beiden östlichen Pfeilern (im Bereich der Orgelempore) befinden sich anstelle der Drillingsfenster eine Tür und darüber ein Fenster.

Von Westen aus hat der Betrachter die Außenwand des Chores vor sich. Diese Giebelseite wird über den Chorfenstem durch eine verputzte Blendrosette geschmückt. Der obere Giebelbereich wurde vermutlich mit dem Wiederaufbau der Kirche in dunklerem Ziegelmauerwerk ergänzt.

Der annähernd quadratische Turm ist bis zur Höhe des Langhaus-Giebelfirstes mit Rüdersdorfer Kalkstein ausgeführt. An seiner Ostseite -der Hauptfront des Kirchenbaus- befindet sich linksseitig eine mit reichen Eisenbeschlägen gezierte Tür aus der Erbauungszeit mit einem verputzten Tympanonfeld und darüber ein spitzbogiges Drillingsfenster in einem  backsteingefaßten runden Überfangbogen. Am oberen Abschluß der Kalksteinfassade wird die Ostseite durch eine backsteingefaßte Turmuhr geziert, deren Bekrönung eine Backsteinbrüstung bildet. Das backsteinsichtige Turmgeschoß darüber enthält mit je vier bzw. drei spitzbogigen Fenstern auf jeder Turmseite den Glockenstuhl. Die beiden äußeren dieser Fenster sind jeweils backsteingerahmte Zwillingsblenden, darüber eine Kreisblende im Uberfangbogen. Unter der Traufe befindet sich ein umlaufendes, mit Putzflächen hinterlegtes Gesimsband. Das spitzwinklige Zeltdach des Turmes hat im unteren Bereich auf der Ost- und Westseite je einen kleineren fialenartigen Turmaufbau, auf der Nord- und Südseite je einen größeren und um 45° gedrehten Turmaufbau, so daß bei Frontalansicht der Eindruck der Dreispitzigkeit des Turmes entsteht.

Der einschiffige, vierjochige Hallenbau wird im Inneren durch ein einfaches Kreuzrippengewölbe überwölbt. Zwischen Turm und dem quadratischen Sakristeieinbau erstreckt sich die Seitenempore. Bei der gegenüberliegenden Langhausseite sind die Wandpfeiler im unteren Teil freistehend, so daß ein durchgängiger Kapellengang entsteht, der durch ziegelsichtige Gurtbögen mit dem hohen Langhaus verbunden ist.

Im letzten (nördlichen) Joch über dem zum Kirchenraum getrennten Eingangsbereich befindet sich heute die Orgelempore. Der Chorraum ist an der Nordseite durch ein spitzbogiges Drillingsfenster belichtet. Der Gesamteindruck des Innenraumes der 1958 wiedereingeweihten Kirche ist harmonisch. Durch die im Unterschied zur ursprünglichen reichen Ausmalung sehr schlichte Gestaltung des Kircheninneren kommt die architektonische Gliederung des Baues sehr gut zur Geltung, wie auch die schlichte Möblierung mit Kanzel, Altar, Taufbecken und Sitzbänken aus der Wiederaufbauzeit einen beinahe zeitlosen Charakter hat.

„Gutachterliche Stellungnahme zum Denkmalwert“, Ingetraud Senst in Zusammenarbeit mit Dr. Andreas Gößner, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum

Die neogotischen Spitzfenster sind nach dem Neuaufbau im ursprünglichen Stil beibehalten worden. Die Fenster auf der Altarseite sind beim Wiederaufbau um ca. zwei Meter nach unten verlängert worden, wodurch mehr Licht in den Altarraum fallen kann.

Eine Besonderheit stellt das große Rundfenster im Seitenschiff dar, in dem das Kirchensiegel mit der Bibelstelle Lukas 5 Vers 4 zu sehen ist. Das Rundfenster wurde im Jahre 2004 grundlegend restauriert.

 

Quellenangabe: Pfarramtsarchiv