Geschichte der Genezareth-Kirche
Bau- und Finanzierungsplanung 1873 wurden Verhandlungen seitens des Landratsamtes aufgenommen, um endlich den Bau einer eigenen Kirche in Erkner zu ermöglichen, aber zunächst ohne Erfolg. Auch spätere Bemühungen führten nicht zum Ziel. 1893 gründete Emilie Spindler eine „Frauenhilfe für Kirchbau“ und es wurden mit viel Engagement durch Lotterie und Theatervorstellungen ca. 9.000 Mark gesammelt. Dieses Kapital wurde durch eine großzügige Spende des Klavierfabrikanten und Kommerzienrates Carl Bechstein aufgestockt. Er schenkte der Gemeinde das Baugrundstück. Auf dem Grundstück befand sich vorher eine Mühle, die aber abbrannte. Deshalb stand der Bauplatz zur Verfügung, wo sich noch heute die Kirche und das Gemeindezentrum befinden. Auf Bitten der Kirchengemeinde vom 15. Juni 1895 übernahm am 2. Juli 1895 die damalige Kaiserin Auguste Viktoria (wegen ihres großen Engagements für den Bau von Kirchen im Volksmund "Kirchen-Guste" genannt) die Schirmherrschaft für den Kirchbau. Von nun gingen die Planungen zügig voran. Am 18. Juli 1895 wurde unter dem Vorsitz des Amtsvorstehers von Busse und Pfarrers Lamprecht aus Woltersdorf ein Kirchenbauverein gegründet, der sofort eine geschäftige Tätigkeit entfaltete. Am 8. Dezember 1895 wurde nach einem von General-Superintendent Dryander im Brodt’schen Gesellschaftshaus in Erkner gefeierten Gottesdienst von den vollzählig versammelten Mitgliedern der politischen und kirchlichen Gemeinde, den Vertretern der Kaiserin und der Staats- und Kirchenbehörden einstimmig beschlossen, unverzüglich mit den Vorbereitungen zum Kirchenbau zu beginnen. Die Grundsteinlegung wurde für den 4. Mai 1896, die Einweihung für den Herbst 1897 geplant. Mit der Ausführung der Pläne und der Bauleitung wurde der Geheime Regierungs- und Baurat von Tiedemann beauftragt. Er legte die Pläne dem Kaiser und der Kaiserin vor, die sie genehmigten. Am 28. April 1896 wurde mit dem Bau begonnen. Die Bauausführung lag in den Händen des Regierungsbaumeisters Leibnitz. Die Kirche sollte als neogotischer Backsteinbau mit einem Sockel aus Rüdersdorfer Kalksteinen in roten Ziegeln mit dreispitzigem Turm ausgeführt werden und 700 Sitzplätze erhalten. Die Finanzierung des Baus mit den veranschlagten 100.000 Mark stellte sich als außerordentlich schwierig dar. Im Genezareth-Boten ist diese umfangreiche Aufstellung überliefert: „Der Bau in seiner reichen Ausführung ist nur durch die zahlreichen Spenden und Stiftungen, die dem Baufonds von allen Seiten zugeflossen sind, ermöglicht worden. Der Kaiser bewilligte ein Gnadengeschenk von 20000 Mk., die Kaiserin schenkte 5000 Mk. und eine kostbare Altarbibel mit eigenhändiger Inschrift, beide den Erzengel Michael in getriebenem Kupfer (2550 Mk.), sowie ein großes Wappenfenster. Der Geheime Kommerzienrat Bechstein schenkte die Baustelle (ca. 20000 Mk.), 7000 Mk. in bar und die Orgel mit Gehäuse (5000 Mk.) ; die drei Söhne Edwin, Karl und Johannes Bechstein schenkten das große Geläut nebst Glockenstuhl (8000 Mk.) und je ein großes Kirchenfenster (400 Mk.). Die politische Gemeinde Erkner spendete für die Kirche 20000 Mk., die Kirchengemeinde Rosental (Superintendent Schelck) 10000 Mk., die Provinzial-Kollekte 9000 Mk., die Dreifaltigkeitskirche in Berlin 1000 Mark zur Turmuhr, die Frauen-Vereinigung zu Erkner sammelte 7000 Mark zum inneren Ausbau; der Kirchbauverein zu Erkner 2000 Mark. Die Teerprodukten-Fabrik in Erkner schenkte den Altar (2000 Mk.), Rentier Kaun in Berlin die Kanzel (600 Mk.), Baumeister Karl Schäfer nebst Gemahlin in Berlin den Taufstein (200 Mk.), Amtsvorsteher v. Busse und dessen Ehefrau Adelheid geb. Freiin v. Knobelsdorf das Chorfenster (1000 Mk.). An der Stiftung der großen Wappenfenster sind beteiligt: v. Levezow, Graf Zieten-Schwerin, Freiherr von Mirbach, Freiherr v. Troschke, v. Wedel, Freiherr v. d. Golz, v. Hardt, v. Waldow; je ein kleines Wappenfenster stifteten Graf Redern, v. Beltheim, v. Tiedemann, und Leibniz. Ferner sind als Stifter von Kirchenfenstern zu nennen: Die Kirchenältesten Schelck, Beck, Moldenhauer und Spindler, dann noch die Brüder Edwin, Karl und Johannes Bechstein in Berlin, Fratsche in Berlin, Familie Ludwig Boeckler in Erkner, Familie Reinhold Biskow in Erkner, Oppenheim in Hennickendorf, Ernst Schäffer in Berlin, Leporello Müller in Berlin, Heinrich Heider und Gemahlin in Berlin, K. W. Eger in Berlin, Otto Bittali in Offenburg, Wichmann in Erkner und Wiegmann in Erkner. Der große Kronleuchter ist ein Geschenk Siber in Erkner, drei kleinere auf den Emporen von Louis Raveuée in Berlin und eine Krone in der Hauptvorhalle von Thomas in Erkner. An Altar-, Kanzel- und Taufsteindecken erhielt die Kirche: eine schwarze Altar- und Kanzeldecke von Frau Krasa geb. Bechstein, Frau Karl Bechstein und Frau Johannes Bechstein in Berlin, eine rote Altardecke von Frau Dr. Sarnow in Erkner, eine rote Kanzeldecke von Frau Lirau, die, violette Altar- und Kanzeldecke von Frau Lamprecht, die grüne von Frau Liskow und einigen anderen Damen in Erkner, die leinenen Altartischdecken von Frau Kelling in Erkner und von Frl. Maurer, dazu selbstgeklöppelte Spitzen von Frau Rill, zwei goldgestickte Sammetkissen für Trauungen von Frau Zschech, eine Taufsteindecke von Frau Keßner, eine Kanzeldecke von Frl. Rathmann, Frl. Kurfiß und Frl. Schmidt. An Altargräten erhielt die Kirche von Herrn Keßner in Erkner einen Abendmahlskelch, von Herrn Peters in Erkner zwei silberne Leuchter. Die Taufschüssel und verschiedene andere Geräte schenkte Herr Tade in Berlin. Als namhafte Geschenke sind noch zu nennen: Das Model zum Erzengel Michael von Moritz Wolff und die Modelle zu den drei Altarfiguren von Riegelmann, endlich 100 Wachskerzen zur Kirchenbeleuchtung am Tage der Weihe von Pfarrer Lamprecht. An Auszeichnungen haben erhalten Geheimrat Bechstein den Kronenorden 3. Klasse, Regierungsbaumeister Leibnitz und Superintendent Schelck das Bildnis der Kaiserin mit einen Handschreiben, Pastor Lamprecht eine hübsche Porzellanschale, Gemeindevorsteher Peters eine goldene Nadel mit dem preußischen Wappen und einen wertvollen Rubin, Maurerpolier Kliesche das Allgemeine Ehrenzeichen in Silber, Bildhauer Riegelmann, Schlossermeister Thomas, Maurergeselle Großmann, Zimmerpolier Kalisch und Zimmergeselle Haase je eine goldene Nadel mit dem Handwerksabzeichen. – Frau Geheimrätin Bechstein erhielt die silberne Verdienstbrosche am weißen Bande, die Tochter des Pastors Lamprecht eine goldene Brosche. Genezareth-Boten Nr. 9, 1926 Grundsteinlegung am 4. Mai 1896 Am Montag, dem 4. Mai 1896, fand die Grundsteinlegung der Kirche statt. Die Festrede hielt General-Superintendent Dryander über 1. Kor. 3,11: „Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ In den Grundstein wurde eine kupferne Büchse vermauert, in die u.a. die auf Pergament geschriebene und von der Kaiserin unterzeichnete Stiftungsurkunde, aktuelle Zeitungen und einige Münzen gelegt worden waren. Klempnermeister Spindler verlötete die Büchse, Pfarrer Lamprecht versenkte sie in den Grundstein mit den Worten: „Lobe den Herrn, meine Seele“, Bildhauer Pohl hob den Steindeckel darauf und Maurermeister Kurfiß vermauerte ihn. Der Stein ist 40 Zentimeter breit, 75 Zentimeter tief und 50 Zentimeter hoch. Von den maßgeblichen Persönlichkeiten wurden die üblichen drei Hammerschläge vollzogen. Kelle und Hammer waren vom Schlossermeister Thomas würdig ausgestattet und trugen in gotischer Schrift das Datum: 4. Mai 1896. Richtfest am 22. Oktober 1896 Die Arbeiten gingen schnell voran. In kurzer Zeit waren die Fundamente gelegt, der Rohbau wurde bis Mitte September fertig gestellt und am 22. Oktober 1896 konnte Richtfest gefeiert werden. Der weitere Ausbau wurde im Sommer 1897 fortgesetzt und dauerte bis zum Tag der Einweihung. Bei der Bauausführung waren größtenteils in Erkner ansässige Handwerksmeister tätig: Die Maurerarbeiten von Kurfiß, die Steinmetzarbeiten von Pohl, die Verblend- und Formsteine von den Siegersdorfer Werken, die Zimmererarbeiten von Bruchmann, die Klempnerarbeiten von Spindler, die Schlosserarbeiten von Thomas, die Tischlerarbeiten von Rill, die dazu gehörigen Holzschnitzarbeiten von Böse, die Dachdeckerarbeiten von Neumann und die Malerarbeiten von Leuschner. Einweihung am 24. Oktober 1897 Nach nur 18monatiger Bauzeit konnte die Kirche am 24. Oktober 1897 eingeweiht werden. Am Festgottesdienst nahm die Kaiserin in Begleitung des Prinzen Friedrich Heinrich teil. Die Weiherede hielt General-Superintendent Dryander über Matthäus 14,27 und 33: „Seid getrost, ich bin es, fürchtet euch nicht. Die aber im Schiff waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist Gottes Sohn.“ In seiner Predigt äußerte er den Wunsch, dass durch dieses Haus allezeit der Geist Gottes wehen und ihm nie sein schönster Schmuck – die Gemeindeglieder – fehlen möge. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
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